von
Rene Franke
Ich möchte hier über ein relativ junges Telekomunikationsmedium schreiben.
Es handelt sich um eine Funkbetriebsart, die sich "Packet Radio" (PR) nennt. An sich ist sie nicht so jung, aber sie findet nicht mehr ausschließlich auf den Frequenzen der Funkamateure statt, sondern ist jetzt auch sehr auf CB-Funk aktiv. CB-Funk darf ja schließlich jeder machen.
Es gibt ein in Deutschland großflächig ausgebautes Funk-Netz, das fast genauso funktioniert, wie die Newsgruppen etc.
Es gibt Mailboxen, aus denen man allerhand Nachrichten von Gott und der Welt auslesen und natürlich auch seinen eigenen Senf dazugeben kann.
Allerdings hat die ganze Sache eine kleinen Schwachpunkt. Auf CB-Funk darf jeder machen, was er will - fast alles ist erlaubt. Somit schießen einfach mal ein paar Mailboxen aus dem Boden und andere verschwinden einfach.
Somit laufen meistens private Nachrichten an eine bestimmte Person, vergleichbar mit E-Mails, ziellos umher und erreichen ihren Empfänger nicht. Sie bleiben dann einfach bei einem Sysop liegen, der nicht so hundertprozentig in der Lage ist, sein System ordentlich zu warten.
Wer den CB-Funk schon vom Sprechfunk her kennt, der weiß, daß es da manchmal drunter und drüber geht, das ist auf PR nicht ganz so schlimm, aber ein gewisses Chaos herrscht auch dort zu den Hauptverkehrszeiten, wenn alle auf einmal losfunken wollen.
Da der CB-Funk ja meist nicht über riesige Entfernungen klappt, wird das Internet per E-Mail, oder auch nur eine Telefonmodemverbindung zweier Boxen zu Hilfe genommen, um die Nachrichten z.B. von Berlin nach Hannover zu schicken. Es gibt auch immernoch PR-Freie Zonen.
Allerdings sollte man bei einer momentanen Übertragungsrate von theoretisch 1200 Bit/s keine Wunder erwarten. Es gibt schon Hardware, die auf dem schmalen CB-Funk-Frequenzband Übertragungsraten bis 9600 Bit/s erlauben. In einigen Regionen Deutschlands gibt es schon sogenannte Highspeednetze.
Die Hardware und auch die Software ist so konzipiert, daß nicht gesendet wird, wenn schon Daten auf der Frequenz gesendet werden. Um es einfach auszudrücken: Die Software des Rechners oder die Software des TNC achten selbst auf Disziplin und senden nur dann, wenn die Frequenz frei ist. Das geht aber alles sehr schnell von Statten.
Dies funktioniert durch eine Digitale Rauschsperre. Man sollte also seine eigene Rauschsperre am Funkgerät immer ganz offen lassen.
Die meisten PR-Programme lassen bis zu 10 Verbindungen gleichzeitig zu. Es ist aber auch möglich, je nach Konfiguration, noch mehr Verbindungen zu schalten.
Was noch interessant ist, ist die Errichtung von Digipeatern und Nodes (Relaisstellen), die in der Lage sind, meine Daten kurzeitig zwischenzuspeichern und sie dann an einen Teilnehmer weiterschicken, den ich direkt gar nicht auf meiner Antenne empfangen kann. Somit sind Verbindungen von Berlin bis Dresden möglich.
Wie funktioniert das? Ganz einfach!
Zwischen zwei Stationen die sich auf Grund der Entfernung nicht direkt empfangen können, liegt einfach eine Station in der Mitte, welche die Daten des einen aufnimmt und an den anderen weitersendet. Das funktioniert natürlich in beide Richtungen.
Das Ganze ist auch nicht auf nur eine solche Station in der Mitte beschränkt. Um sehr große Entfernungen zu überbrücken benötigt man auch mehrere solcher Digipeater oder Nodes.
Der Großteil aller PR-User ist allerdings mit PC's bewaffnet, um seinem Hobby zu fröhnen. Es gibt aber auch alles notwenige an Hard- und Software für den Amiga.
Hier im Raum Berlin, wo ich zu Hause bin, werden es etwa 50 PR'ler sein, davon nur ca. 8 mit Amiga und sogar ein harter Freak mit einem C64 macht damit PR. :-)
Bei einem guten Fachhändler für Mobil- und Betriebsfunk bekommt man z.B. ein Funkmodem oder auch einen TNC, der dann als Verbindungsstück zwischen Computer und Funkgerät dient.
Entsprechende Software, also Packet Radio-Terminalprogramme gibt es im Aminet. Da wäre erstmal AmiCom2.3, einfach aber gut. Läßt sich mit Modem und TNC betreiben.
Dann wäre da noch AHP4.04, komplexes PR-Programm mit großer Arexxschnittstelle, allerdings benötigt man dafür einen TNC oder die TNC-Emulation AmigaTNC mit Modem.
Neu entwickelt wird gerade ein Programm namens ProfiPacket. Von diesem Programm gab es schon mehrere Betaversionen im Aminet.
Zum Schluß gibt es da noch das Programm AmigaPacket3.17, allerdings kenne ich da die Bezugsquelle nicht und habe es selbst auch nicht zur Verfügung.
Einige werden jetzt Fragen, was ein TNC ist? Um hier keine wissenschaftliche Abhandlung zu verfassen, nur soviel: TNC steht für TerminalNodeController. Das ist ein Modem, das dem Rechner schon einiges an Arbeit abnimmt, welche er beim Modem selber machen muß.
Es ist auch in der Anschaffung wesentlich teurer als ein Modem. Ein Funkmodem kostet so zwischen 50,- und 100,- und ein TNC meist nicht unter 180,-.
Auf folgenden CB-Funkkanälen ist diese Betriebsart vom BMPT zugelassen: 24, 25, 52, 53, 76, 77
Ich habe mal mit Null Ahnung damit angefangen. Die Bedienungsanleitungen von AmiCom und AHP sind in deutsch und sehr ausführlich.
Wer mehr darüber erfahren will, kann mir gern eine E-Mail schreiben:
Mein PR-Rufzeichen lautet RF8BLF, meine Heimatmailbox ist die BL1BOX.#BLF.BRB.DEU.EU
Vielleicht liest man ja mal was voneinander auf diesem Medium.
Bis dahin verabschiede ich mich mit den besten Grüßen.
Tschau von Rene Franke.
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